Über die Ursprünge des Bagua Zhang gibt es viele Theorien, wobei sich eine in der Wissenschaft mittlerweile durchgesetzt hat. Nach Ihr wurde Bagua Zhang durch Dong Hai Chuang im 19. Jahrhundert als Synthese mehrerer chinesischer Kampfkünste gegründet.
Dong wurde 1813 in der Hebei Provinz geboren und lernte seit seiner Jugend verschiedene lokale Kampfkünste, die ihm den Ruf eines qualifizierten Kämpfers einbrachten.
Im Alter von ca. 40 Jahren verließ er seine Heimat in Richtung Süden und wurde in der folgenden Zeit Mitglied der taoistischen Chua Zhen Sekte, die eine Meditationsmethode des „Kreisgehens“ praktizierte um den Verstand zu beruhigen und den Geist zu stärken. Dong kombinierte diese Methode der Meditation mit den Trainingsmethoden, die er in seiner Jugend gelernt hatte und schuf so seinen eigenen Stil. Zunächst nannte er diese Methode „Zhuan Zhang“ (Drehende Hände) und änderte erst später den Namen in Bagua Zhang (Hand der Acht Trigramme).
Als Dong Hai Chuan anfing in Beijing seine Methode des Kampfes zu unterrichten nahm er nur Schüler mit Vorerfahrungen in anderen Kampfkünsten an. Das Training bestand aus nur wenigen Handwechseln, die während des Gehens im Kreis ausgeführt wurden und aus seinen Theorien und Anwendungen des praktischen Kampfes.
Zur damaligen Zeit war es in China normal, Methoden und Ideen anderer Kämpfer zu studieren und zu üben, um sie mit dem eigenen Wissen zu verbinden. Dies wurde sogar als essentiell betrachtet, damit Kampfkunst verstanden werden konnte.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass es viele verschiedene Methoden des Bagua Zhang gibt, da jeder Schüler von Dong sein individuelles Bagua kreierte. Drei dieser Schüler der ersten Stunde waren maßgeblich für die Verbreitung des Bagua Zhang verantwortlich.
Yin Fu war bereits ein Meister des Luo Han Quan bevor er sein Studium bei Dong Hai Chuan begann. Er studierte länger mit ihm als alle anderen Schüler und hatte landesweit den Ruf eines respektierten Kämpfers, nicht zuletzt da er der Leibwächter der Kaiserinmutter war. Ein weitere Schüler von Dong war Cheng Ting Hua, ein Meister des chinesischen Ringens (Shuai Jiao), der selber wiederum viele Schüler unterrichtete, u.a. auch Zhang Zhao Dong. Zuletzt muss als dritter bekannter Schüler Dongs Liang Zhen Pu genannt werden, der auch sein jüngster Schüler war und von den älteren Schülern stark beeinflusst wurde.
Auch wenn Dong Hai Chuan seine Kampfkunst erst Mitte / Ende des 19. Jahrhunderts gründete, so verbreitete sie sich schon zu seinen Lebzeiten rasch in ganz China.
Bagua Zhang hat seine Wurzeln in den nordchinesischen Methoden des Kampfes. Es beinhaltet, wie auch die anderen chinesischen Systeme, die Strategie des Wechselns und betont vor allem die runden Bewegungen und die ausweichenden Fußbewegungen. Dazu werden vor allem Körperdrehungen und –verdrehungen genutzt. Die Kombination aus Fußarbeit, logischer Körpermechanik und Bildern/Ideen/Visualisierungen ermöglicht es rasch zwischen verschiedenen Bewegungen, Richtungen und Körperausrichtungen zu wechseln.
In Münster üben wir das Bagua Zhang nach Zhang Zhao Dong, wie es uns von unserem Lehrer Paul Rogers vermittelt wird.