Das Ausüben einer Kampfkunst wird sehr oft mit Gewalttätigkeit gleichgesetzt. Man lernt andere Menschen zu verletzen und zu töten und andere Menschen reagieren auf jemanden, der so etwas kann, sehr oft mit Unverständnis oder Misstrauen.

Gewalt und Liebe sind jedoch zwei Seiten der selben Medaille. In jedem von uns steckt die Fähigkeit zur bedingungslosen Liebe und Zuneigung und die Fähigkeit zum Ausüben brutaler Gewalt. Wer einmal kleine Kinder beobachtet hat, der weiß dass dies völlig natürliche Verhaltensmuster unserer Spezies sind. Wir alle lernen jedoch im Laufe unserer Entwicklung und Erziehung welche Anteile unseres Verhaltens gewünscht sind und welche uns Nachteile bringen. Die Anlage in uns bleibt gleich.

Die Geschichte von den beiden Wölfen in uns spiegelt das sehr gut wieder.

Die Kampfkunst bietet uns den Raum den sowieso vorhanden, gewalttätigen, Wolf kontrolliert kennenzulernen und zu zähmen, so dass von Ihm keine Gefahr mehr ausgeht. Ich habe ihn „an die Leine“ gelegt und füttere ihn durch das Training. Ich kontrolliere ihn.

Ich habe also immer die Möglichkeit mich sowohl für die friedliche, als auch die gewalttätige Lösung, zu entschieden, und zwar bewußt.

Erst dadurch habe ich die FREIHEIT mich für die Liebe und den Frieden zu entscheiden.

Im folgenden Video bringt es Jordan Peterson, ein klinischer Psychologe, der lange in Harvard gelehrt hat und heute in Toronto lebt, schön auf den Punkt:

Letztendlich sind wir „Sklaven“ unseres eingebauten Alarmsystems. Wenn es anspringt, dann flutet es unser Gehirn mit Noradrenalin und wir werden von unseren Überlebensinstinkten gelenkt.

Schauen wir uns mal an WANN es anspringt:

Wenn wir ANGST haben. Angst ist der Freund der Gewalt. Angst nährt den gewalttätigen Wolf in uns.

Angst vor körperlicher Unversehrtheit, Angst vor Verlust des sozialen Status, Angst vor Einsamkeit, Angst um unsere Lieben etc.

ANGST hat uns,  evolutionär gesehen, überleben lassen. Wir waren schwache, kleine, Säugetiere. Beute. Je weiter wir uns entwickelten, desto aggressiver wurden wir. Heute ist der Mensch das aggressivste Lebewesen auf unserem Planeten. Wir haben die Macht uns, und den gesamten Planeten, gleich mehrmals auszulöschen.

Angst steht unserer Fähigkeit entgegen anderen zu vertrauen. Angst blockiert unsere Fähigkeit wahrhaftig zu lieben.

Wenn jemand Hass und Ablehnung predigt, dann sollte man sich immer fragen wovor dieser jemand wohl Angst hat. Wenn wir seine Angst in unser Herz lassen, wird sie uns vergiften.

Angst können wir nur mit Liebe begegnen. Liebe verhindert dass sich Angst ausbreitet. Wenn ich jemanden BEDINGUNGSLOS liebe, dann braucht er keine Angst zu haben!

Damit ich aber jemand anderes wirklich wissen lassen kann dass ich ihn liebe, muss ich zuerst mich selber lieben. Die Angst in mir besiegen, indem ich mir sage

„Ich bin gut und wertvoll, so wie ich bin. Ich bin angenommen, so wie ich bin.“

Jede Religion hat diese Kernbotschaft für uns (und auch jede Psychotherapie).

Ich bin wertvoll, so wie ich bin. Wenn ich das verinnerliche, mich selbst bedingungslos liebe, dann kann ich das auch andere spüren lassen. Damit kann ich die Spirale der Angst (und der aus ihr resultierenden Gewalt) stoppen.

Die Fähigkeit kämpfen zu können hilft mir ebenfalls die Angst zu besiegen. Wenn ich weiß, dass ich mit meinem Gegenüber jederzeit tun kann was ich will, dann brauche ich keine Angst vor ihm zu haben. Das gibt mir die Freiheit ihm mit Liebe zu begegnen, da ich keine Furcht mehr haben muss mein Leben oder meine Gesundheit zu verlieren. Er hat keine Macht über mich (denn das ist es was körperliche/bewaffnete Dominanz tut).

Liebe besiegt die Angst. Kampfkunst gibt mir die Freiheit die Liebe zu leben, auch wenn mein Gegenüber ängstlich ist und in seiner Angst Gewalt ausüben will.

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